Fotocredit: Franziska Lehner

Wer hat Angst vor Migration?

Migration heißt nichts anderes als Ortsveränderung. Warum also die Aufregung? Hintergründe und aktuelle Daten zeigen eine Erhöhung der internationalen Mobilität und dass Österreicher weniger auswandern. Ein Faktencheck zum Thema Migration.

 

Was haben der Erasmus-Student, die Facharbeiterin, der Saisonarbeiter und die Kellnerin auf einer Skihütte gemeinsam? Sie sind vermutlich alle MigrantInnen. Manche nennen diesen Status auch „Ausländer“. Zur Migrantin wird man durch einen Grenzübertritt und mit einem Wechsel des sozialen und geographischen Bezugssystems. Oder einfach ausgedrückt: indem man eine Staatsgrenze übertritt und in einem neuen Aufnahmeland arbeitet, wohnt, studiert oder sich länger aufhält. Migration ist also nichts anderes als eine Bewegung von Menschengruppen.

Die Realität

Österreich ist ein Einwanderungsland. Das zeigt ein Blick in die Geschichte des Landes und die aktuellen Wanderungsstatistiken. 2015 sind insgesamt 214.410 Menschen aus dem Ausland nach Österreich gezogen. Davon waren 15.752 ÖsterreicherInnen und 198.658 Nicht-ÖsterreicherInnen aus EU-Staaten, EWR, Schweiz, Drittstaaten und staatenlose Personen. Aus der Zahl der Zuzügen aus dem Ausland und 101.343 Wegzüge in das Ausland ergab sich für das Jahr 2015 ein internationaler Wanderungssaldo von 113.067 Personen.

Diese interaktive Karte zeigt die ein Ein- und Abwanderungen nach Österreich der Jahre 2006 und 2015, katgegorisiert nach Herkunftsländern. Für die Anwendung einfach auf ein Land klicken, dann erscheinen die Daten für 2015 und/oder 2006.

 

Mobilität

Das Wanderungsverhalten der Menschen ist ein Thema der Statistik. Diese will wissen wann, wohin, wie viele Menschen auswandern. Einerseits werden mit diesen Zahlen Migration unterliegt verschiedenen Klassifikationen und statistischen Regelungen. Hier zwei Beispiele:

  1. Die UN schlägt eine Erfassung aller Menschen als „internationale Migranten“ vor, wenn diese mindestens ein Jahr den ständigen Wohnsitz von ihrem Herkunftsland in ein anderes Land verlegen.
  2. In Österreich versteht der österreichische Integrationsfonds (ÖIF) unter Migration einen Prozess „(…) bei dem Menschen über Grenzen hinweg wandern, um an einem anderen Ort bzw. in einem anderen Land dauer-haft oder vorübergehend zu leben und zu arbeiten.“

Bei beiden Klassifikationen ist unwichtig, ob die Migrationsbewegung freiwillig oder unfreiwillig erfolgt. Das soziologische Kriterium einer Migration ist die Dauerhaftigkeit. Hier entsteht auch das Problem, denn die Dauerhaftigkeit berücksichtigt keine fließende oder wiederkehrende Migration wie: PendlerInnen, Doppelstaatsbürgerschaften, Rückkehr oder temporären Asylstatus etc. Gleichzeitig führen die Versuche Migration zu definieren oder zu klassifizieren automatisch zu „Schubladendenken“ und sozialen Konstruktionen von Problemfeldern. Migrationsmerkmale sind damit immer Klassifikationen.

Quellen

 

Fotocredit: Karte by Franziska Lehner; Daten von Statistik Austria

 

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