Timeline by Franziska Lehner

Einwanderungsland Österreich

Österreich ist ein Einwanderungsland und das schon immer. Eine interaktive Reise durch die Geschichte der Immigration seit 1900. Das Ergebnis ist eindeutig: Österreich hat eine lange Tradition der Einwanderung und Aufnahme von Flüchtlingen.

 

Österreich ist seit jeher ein Ziel von Immigration und Fluchtbewegungen. Je weiter man in die Geschichte Österreichs zurückblickt, desto klarer wird diese Tatsache.

Ein Blick zurück

Ab dem 16. Jahrhundert ist Wien Ziel von Handwerkern und Händlern. Die Stadt wächst 1806 nach der der Auflösung des „Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation“ zum Zentrum der Habsburgermonarchie heran. Die Einwanderung macht einen Großteil des Bevölkerungswachstums aus: bis 1880 sind zwei Drittel durch Zuwanderung und nur zirka ein Drittel durch Geburtenüberschuss zurückzuführen. Bei den Migrationsbewegungen aus den Kronländern handelt es sich damals nicht um eine Binnenmigration innerhalb eines Landes. Die Habsburgermonarchie gewährt den zugezogenen Menschen „Heimatrechte“, die die EinwanderInnen aber diskriminieren. Sie können jederzeit abgeschoben werden und sind nicht mit der österreichischen Bevölkerung gleichgestellt.

Vertreibung und Flucht nach 1945

Zur Tradition der Einwanderung kommt das Phänomen der Auswanderung, Flucht und Vertreibung. So emmigrieren um die Jahrhundertwende mehr Menschen aus der Donaumonarchie in die USA aus, als von jedem anderen europäischen Staat. 1938-1945 werden zirka 129.000 ÖsterreicherInnen jüdischer Herkunft zur Auswanderung gezwungen. Nach 1945 befinden sich ca. 1,6 Millionen „displaced people“ in Österreich: Kriegsflüchtlinge, Vertriebene, ehemalige KZ-Häftlinge und ZwangsarbeiterInnen, jüdische Flüchtlinge, Verbündete der deutschen Armee und „Volksdeutsche“.

In den kommenden Jahrzehnten nimmt Österreich hunderttausende Flüchtlinge auf, ausgelöst durch den Ungarischen Volksaufstand 1956/57, den Prager Frühling 1968 und den politischen Krisen in Polen in den Jahren 1981 bis 1982. Dazu kommen rund 80.000 bis 90.000 Bürgerkriegsopfer aus Bosnien-Herzigovina, die zwischen 1992 und 1995 in Österreich um Schutz und Asyl ansuchten. Als Reaktion auf den Kosovo-Konflikt suchen zwischen 1998-1999 zirka 13 000 jugoslawische Staatsbürger um Asyl an. Österreich dient auch als Drehscheibe für jüdische EmmigrantInnen: rund 250.000 nützen Österreich zwischen 1973- 1989 für ihre Migration, die meisten verlassen das Land wieder in Richtung USA und Israel.

Arbeit, Arbeit, Arbeit

Während der GastarbeiterInnen-Wanderung von etwa Mitte der 1960er-Jahre bis zum ersten Ölpreisschock 1973 kommen  jährlich rund 20.000 bis 40.000 ausländische Arbeitskräfte nach Österreich. Ihren Höhepunkt erreicht die GastarbeiterInnen-Zuwanderung 1973 mit rund 230.000 Beschäftigten GastarbeiterInnen und 8,7% Anteil an den Beschäftigten. 1973 wandelt sich das politische Klima: Wegen der Erdölkrise und der folgenden Rezession werden die Abkommen mit der Türkei und Jugoslawien, die die Anwerbung von Arbeitskräften regeln, gestoppt. Kurzfristig kommt es nach dem Anwerberstopp zu einem Rückgang der Zahl von GastarbeiterInnen. Durch den Familiennachzug bei gleichzeitigem Beschäftigtenabbau, steigt die Zahl „AusländerInnen“ aber wieder konstant an.

Zwischen 1989 und 1993 verdoppelt sich die Anzahl der in Österreich lebenden Personen mit ausländischer Staatsangehörigkeit von 387.000 Personen auf 690.000. Gründe sind der Fall des Eisernen Vorhangs, die Kriege im ehemaligen Jugoslawien sowie eine erhöhte Nachfrage nach ausländischen Arbeitskräften als Folge des Konjunkturaufschwungs. Im Juni 1992 arbeiten rund 284.000 Ausländer legal in Österreich. Diese Entwicklung widerspricht dem ursprünglichen Ziel der Anwerbung von GastarbeiterInnen: man wollte die Arbeitskräfte maximal nützen, aber keine „neuen ÖsterreicherInnen“. Eine längere und permanente Einwanderung haben weder Wirtschaft noch staatliche Behörden geplant.

Flüchtlingswelle“ und Panik

Die Jahre 2015 und 2016 sind auf politischer und gesellschaftlicher Ebene von den Themen Asyl, Flucht und Integration geprägt. Grund dafür sind die über 88.340 Schutzsuchenden, die 2015 in Österreich einen Asylantrag stellen. Dazu kommen rund 600.000 Menschen, die auf der Flucht in ein anderes EU-Land durch Österreich reisen. Ein großer Teil der ankommenden Flüchtlinge kommt aus Syrien, wo seit 2011 Krieg herrscht.

Die große Zahl an Flüchtlingen führt ab Sommer 2015 zu fehlenden Grundversorgungsplätzen und einem Mangel Wohnmöglichkeiten. Besonders kritisch waren die Zustände im Erstaufnahmelager Traiskirchen.

Quellen und Weiterlesen

Fotocredit: Timeline by Franziska Lehner, verwendete Fotos/Abbildungen in der Timeline verlinkt.

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